„Alles nimmt ein GUTES Ende für den, der warten kann.“ – Leo Tolstoi

Als aktiver Athlet ist das Warten sicher nicht meine Stärke, in der Radsportsaison 2018 ist mir durch die Umstände nichts anderes übriggeblieben.

Die von meiner Frau und mir so geliebten Paracycling-Frühjahrsklassiker in der Region Brescia – 4 wunderbare Rennen organisiert von Avis Padale Verolese – konnte ich nicht als Saisonauftakt nutzen – meine ParaSportSupport Ulrike erhielt keinen Urlaub und ich konnte trotz intensiver Bemühungen keine finanzierbare Fahrbereitschaft für meine Dreiräder und mich organisieren.

So wurde der UCI Paracycling Road Weltcup im belgischen Oostende mein Einstieg in das internationale Paracycling-Geschehen im neuen Jahr.

Bundestrainer Patrick Kromer eröffnete uns Athleten im persönlichen Jahresgespräch auf Mallorca im März, dass dieser Weltcup in Flandern auch die offizielle Qualifikation für die Paracycling Weltmeisterschaften im italienischen Maniago Anfang August sei.

Eine ganz besondere Situation für mich, erster offizieller Wettkampf und direkt die Quali für den definierten Saisonhöhepunkt.

So erabeiteten mein Heimtrainerteam um Robert Pawlowsky einen ausgefeilten Trainingsplan, der diese für mich ausgefallenen Wettkämpfe in bella italia so gut es eben ging simulierte – kraftintensive Einheiten auf langen Distanzen und impulsive Sprinteinheiten bestimmten viele Übungseinheiten in „meinem“ Revier rund um Dortmund.

Eine besondere Motivation und Inspiration war das wieder gemeinsame Training in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung mit Paralympics Championesse aus Australien Carol Cooke – 14 Tage vor der gemeinsamen Anreise nach Oostende.

So startete für mich am 1. Mai 2018 das Unternehmen im Paracycling Team Germany – traditionell starteten wir Dreiradsportler WMT 1-2 als erste Klassifikation mit dem Einzelzeitfahren TT – ein flacher Kurs, lange entlang des Kanalstrandes kerzengerade aus, in diesem Jahr leider auch etwas eckig durch den Kurort Oostende.

Insgesamt 9 Kilometer, die 2 mal gefahren werden mussten.

So kam meine nagelneue „Zeitfahrmaschine“ aus dem Rahmenbau Krautscheid in Bochum auf einer nahezu perfekten Strecke zu seiner Premiere – 2 krankheitsbedingte Ausfälle reduzierten das internationale Starterfeld auf 15 Athleten – in unserem Radsport für Menschen mit Behinderungen eines der Größten.

Um 13:43 Uhr galt es für mich – von der Rampe auf die Strecke und möglichst konkret die gemeinsam erarbeiteten Wattwerte drücken für die Qualifikation.

Am Ende konnte ich die beiden 9-Kilometer-Runden recht gleichmäßig absolvieren – Sonne – Wind – Leidenschaft – die Uhr blieb für mich als amtierender Zeitfahrweltmeister in 31:17:33 Minuten stehen – eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 34:52 km/h – was der eckigen Einlage geschuldet war.

Sieg vor US-Amerikaner Ryan Boyle in 31:57:98 und dem Briten Craig Collis-McCann in 33:15:28 Minuten.

Mein Sturm Hombruch Dortmund Vereinskollege und Freund David Wiegmans konnte als 10. Finisher in 36:34:18 den 10. Platz, mein Paracycling Team Germany Kamerad Frriedrich Freytag erwischte leider nicht seinen besten Tag und kam in 37:54:36 Minuten auf den undankbaren 13. Platz.

Schritt 1 zur Quali ist geschafft.

Am Samstag früh durften wir Dreiradsportler in noch frischer Sonne und bei deutlich weniger Wind ab 9 uhr auf die Strecke – 4 Runden à 8 Kilometer kreuz und quer durch Oostende – viele knifflige Stellen für uns Athleten auf 3 Rädern und starrer Achse.

Ein spannendes Rennen entwickelte sich – leider führte ein Sturz mal wieder vom kolumbianischen Nestor Ayala Ayala provoziert zu einer vorzeitigen Entscheidung – 6 Fahrer, die vor Nestor an der Sturzpassage fuhren – 8 Athleten aufgehalten an der Nadelohrkurve durch den Sturz.

So kam es am Ende zu einem vom Australier angezogen langen Sprint über beinahe 800 Meter – schnell fielen der Spanier Joan Reinoso Figuerola und der Neuseeländer Stephen Hills zurück, bei 350 Metern konnten Ryan Boyle und Craig Collis-Mccann das Tempo nicht mehr mitgehen – so waren Stuart Jones und ich allein – die breite Straße vor dem Zielbogen bot viele Möglichkeiten.

Ich entschied mich ein wenig herauszunehmen, ans Hinterrad von Stuart zu gehen und die letzten 50 Meter zum finalen Angriff zu nutzen – genau das abzurufen, was Robert Pawlowsky mir so eingetrichert hat – und so kam es – zeitgleich aber mit den nötigen Zentimetern als Sieger im Ziel.

Ein perfekter Start in die Radsportsaison 2018 für mich – und ein besonderes Bonbon wartete auf mich bei der Siegerehrung.

Mein Freund und langjähriger Radsportpräsident NRW Toni Kirsch durfte mit als offizieller UCI Repräsentant das UCI-Weltcup-Führenden-Trikot überstreifen – Gänsehaut pur und schon heute Motivation für die Tage in Maniago zur Weltmeisterschaft 2018 – das Warten hat sich für mich soooo was von gelohnt – ein wahrhaft GUTES Ende dieser Zeit.

Mit sportlichen Grüßen – für mich geht es jetzt mit einem kurzen Stopp zur Pressekonferenz unserer Deutschen Paracycling Meisterschaften im Rahmen des inklusiven Radsportwochenendes Cologne Classic ( 8. Mai 2018 10 Uhr im Sportamt Köln ) non stopp nach Oberöstereich, wo ab Donnerstag 3 wunderbare Wettkämpfe stattfinden – das highlight sicher am Freitag auf dem legendären Salzburgring.

Daaaanke für die so nachhaltige Unterstützung und das motivierende Daumen drücken.

Euer

HP