Hallo liebe HP Chronicle – Freunde.

ja, dieses Jahr vergeht die Zeit echt wie im Flug. Das 3. Quartal in 2019 tatsächlich schon wieder vorbei & somit gibt es jetzt das 3. „HP’s Quarterly“ von und mit mir und Marcia Kemper.

„Mensch HP, Weltmeister – herzlichen Glückwunsch!
Wie fühlst Du Dich nach diesen unglaublichen Tagen in Emmen?

Hey liebe Marcia! Also, wenn ich könnte, würde ich die ganze Welt samt all der Menschen umarmen, die mir diesen 9. Weltmeistertitel ermöglicht haben – und dazu Alle, die mir zugerufen haben, die mich angerufen haben, die mir geschrieben haben & noch schreiben auf allen Kanälen.

„Du siehst auch unglaublich glücklich aus.
Wie stufst Du deinen 9. Weltmeistertitel 2019 ein?“

Jedes Rennen, jeder Wettkampf hat eine besondere Dramaturgie – da ist es für mich recht schwer, die Resultate einzustufen. Ich bin leidenschaftlicher Dreiradfahrer & ich bin glücklich, wenn ich die Leistung abrufen konnte, wie ich es mit dem Team um meinen Erfolgstrainer Robert Pawlowsky konnte.

Klar, die Goldenen Momente als erfolgreichster Einzelathlet der Deutschen Paralympischen Mannschaft bei den Paralympics in Rio 2016 haben einen besonderen Status. Ich werde ja auch darauf so oft angesprochen, dass ich die Rennen nachts um 3 im Tiefschlaf nachfahren kann.

„Danke, das war eine klare Antwort auf meine Frage!“

Ich hätte ja auch eine längere Pause einlegen können, ist nicht so einfach diese Antwort.

Wer das 2. „HP‘s Quarterly“ & meinen Zustand darin kennt, weiß, was zwischen Anfang Juli und Freitag, den 13. September 2019 passiert sein muss, um mit diesem Gold zurück nach Dortmund kommen zu dürfen. Ich sortiere es jetzt spontan zwischen meinem wohl emotionalsten Sieg & dem Sieg, der noch nicht so richtig bei mir angekommen ist ein.

Ich weiß, dass das sicher nicht ganz zufriedenstellend für Dich, aber….

„In Ordnung, wir sprechen dann im Dezember nochmal darüber.
Aber nun erkläre mir doch mal, wie Du ohne offizielle Qualifikation zur Paracycling WM gekommen bist?“

Das ist zurzeit mein Lieblingsthema, danke Dir für diese wichtige Frage.
Ja, nach den gesundheitsbedingten Startverboten der beiden Weltcups war eigentlich klar, das war‘s für diese Saison & damit wohl mit dem Traum Paralympics Tokio 2020.

Noch in Oostende nahm mich unmittelbar nach dem Gespräch mit unserer Verbandsärztin Bundestrainer Tobias Bachsteffel in den Arm, tröstete mich nach der Klarheit, dass ich nicht an den Start gehen könnte..

„In Ordnung, wir sprechen dann im Dezember nochmal darüber.
Aber nun erkläre mir doch mal, wie Du ohne offizielle Qualifikation zur Paracycling WM gekommen bist?“

Gleichzeitig bat er mich nicht nervös zu werden. Ich solle nun die notwendigen medizinischen Schritte tun, mit den Mediziner*Innen die Behandlungsalternativen durchsprechen und diese dann mit ihm und unserer DBS-Chefmedizinerin Dr. Anja Hirschmüller kommunizieren.
Aber was aus heutiger Sicht so unglaublich cool und ganz, ganz sicher mit siegbringend war, ist dieses unglaublich offen entgegengebrachte Vertrauen vom Bundestrainer und seinem Team – sogar der Sportdirektor unseres Spitzenverbandes DBS sprach mir in dieser so schweren Zeit diese Zuversicht aus.

„Ist das etwa nicht immer so, bei Deinen bisherigen Erfolgen in Deinem Sport für Menschen mit Behinderungen? Die sollten doch wissen, was sie an Dir haben.“

Im Sport ist das bisher erreichte zwar schön für die Bücher und Regale, ein Erfolg der Vergangenheit zählt aber nichts für die Zukunft – dafür gibt es klare Qualifikationskriterien. So waren auch nicht Alle in meinem erweiterten Umfeld mit diesem Vertrauensvorschuss einverstanden, auf die Einladung zum Weltmeisterschafts-Vorbereitungstrainingslager mit offenem CC gab es nicht nur gute Wünsche!

Wir, mein Augenarzt, die Ärzte in der Augenklinik in Hagen & im Klinikum Dortmund entschieden uns dann bei beiden gesundheitlichen Baustellen für die Aufschiebung der jeweiligen OP nach den Wettkämpfen in Emmen & Yorkshire, die erste ist bereits erfolgt und die 2. wird am 14.10. in der Spezialaugenklinik in Hagen durchgeführt.

Nochmals zum unglaublichen Vertrauen – natürlich haben wir zu aller Sicherheit noch eine rundum medizinische Kontrolle durchgeführt – mit allen bildgebenden Aufzeichnungen der HNO‘s, der Augenärzte, der Hautärzte, deren Berichten fuhr mich meine ParaSportSupport-Heldin in die Sportmedizin der Uniklinik in Freiburg.

Dort wurde ich nochmals auf „Herz und Nieren“ untersucht, auf den Kopf gestellt und konnte mit einer nahezu perfekten Leistungsdiagnostik zeigen, was wir trotz der bekannten Baustellen zielführend im Team trainiert haben.

„Das ist ja unglaublich, so viel Aufwand!
Was würdest Du sagen, war am Ende das Wichtigste für diese beiden tollen Ergebnisse, wir haben bis jetzt ja ganz die Silbermedaille unterschlagen!“

Ja, im Straßenrennen am 15. Oktober durfte ich noch hinter meinem amerikanischen Freund Ryan Boyle Vize-Weltmeister 2019 werden, am Freitag musste ich ihn sehr trösten, er war wirklich unglaublich traurig über seinen 3. Platz – daher tat es ihm unglaublich gut am Sonntag zu gewinnen – und er war wirklich bärenstark.

Aber zurück zu Deiner Frage. Wie fast immer sind es ganz viele wichtige Dinge, die einfach perfekt zusammen passen müssen für Erfolge – mentale – körperliche – situative – materielle. Es geht nur mit meinem Motto „gemeinsam stark – gemeinsam erfolgreich“ – Alleine hast Du im Sport keine Chance.

In diesem Jahr darf ich aber 3 Elemente besonders hervorheben. Den Vertrauensbeweis von Bundestrainer Bachsteffel und seinem Team habe ich schon erwähnt.

Ein ganz wichtiger Siegbringer war ganz eindeutig das Trainingslager im badischen Buchholz. Dort passte einfach ALLES! Die Gegend und die Trainingsstrecken für alle vom Heimtrainer Robert konzipierten Einheiten waren mit bekannt, stressfrei. Das Hotel Zum Löwen hat uns jeden Wunsch von den Lippen abgelesen, sportgerechtes, ausgewogenes Essen, gemeinsam im Team meist im Freien am Tisch gegessen, Harmonie und Teamspirit pur – für mich ein ganz wichtiger Bestandteil für Erfolg.

Erstmals waren wir 4 Dreiradfahrer*Innen – auch das ist eine großartige Entwicklung. Am Ende waren wir die einzige Klasse unseres Paracycling Team Germany, in der jeder Athlet*In eine Medaille bei der WM gewonnen hat. Ich habe noch heute Gänsehaut in Erinnerung an diesen Sonntag Vormittag.

Der Standort nahe Freiburg passt eben perfekt. Beim Bürgermeister der Nachbargemeinde Denzlingen erfragte ich für das gesamte Team freien Eintritt für das wunderbare „Mach Blau“ Schwimmbad mit toller Saunalandschaft – 5 Minuten per Rad vom Hotel entfernt.

Der Leiter des Olympiastützpunktes Freiburg stellte uns seinen legendären Fitnessraum zur freien Verfügung und bei Bedarf konnten wir das super coole Trainingslaufband für Fahrräder oder Skifahrer nutzen – da das Wetter aber ein Traum war wurde es von mir nur zu Testfahrten genutzt.

Dazu hatte das Team um Bundestrainer Bachsteffel für Alles gesorgt, dass es uns rund um gut ging, tolle physiotherapeutische Betreuung, unser Edelhelfer Hermann kommt sogar aus der Gegend und die Teammanagerin Nancy bereitete schon die notwendigen Schritte für die nahende WM in Emmen vor. Es war ein Gesamtpaket der Extraklasse – das bringt mentale Stärke ganz im Sinne meiner Mentaltrainerin des Vertrauens Grit Moschke.

Die 3. Erwähnung ist diesmal die unglaubliche Betreuung meines Reifenpartners Schwalbe.
Via meines Trainers Robert erhielt ich diverse Schläuche, Schlauchreifen und Tubless zu Testzwecken, abgestimmt auf meine zur Verfügung stehenden Laufräder und die Beläge der WM – Strecken in Emmen.

Da die Reifenspezialisten Schwalbe seit vielen Jahren auch der Partner, Förderer & Ausrüster meines Spitzenverbandes DBS ist, passt dies perfekt zusammen. Bundestrainer Tobias Bachsteffel überraschte uns gleich zu Beginn des Trainingslagers mit einigen Motivationspräsenten – tolle Kaputzenpullis & Kappis mit den originellen Logos der Schwalbe Kollektion – eben gemeinsam stark – gemeinsam erfolgreich. Diese Partnerschaft hebe ich diesmal besonders hervor als „Siegbringer“. Ich fahre in 2019 bereits genau 10 lange Jahre ohne eine einzige Panne in offiziellen Rennen auf Reifen aus dem Hause Schwalbe – einfach wunderbar.

„Du bist ja wieder nicht zu stoppen – unglaublich cool.
Was bedeutet denn jetzt die Medaille für Deinen Traum „Konnichiwa Tokyo 2020 – Machikirenai!“?“

Gute Frage – nächste Frage!
Lass es mich so umschreiben: Wir sind ein sehr, sehr erfolgreiches & starkes Paracycling Team; also die Nationalmannschaft des Radsports für Menschen mit Behinderungen.

Wir fahren seit einigen Rennen der UCI für sogenannte Nationenpunkte, also nicht persönlich für uns selbst. Diese Punkte werden im Frühjahr 2020 mit allen teilnehmenden Nationen in Relation gebracht und daraus werden dann individuelle Startplätze für die Länder, getrennt in Frauen & Männer.

Die schwierigste Aufgabe kommt dann; diese zugeordneten Startplätze mit den erfolgreichen Athleten*Innen besetzen. Dafür setzen sich dann Fachleute des DBS mit den Trainern zusammen, der Leistungssportausschuss – und am Ende kommt das Team Deutschland Paralympics – bei uns eben Paracycling heraus.

Eine prominente Radsport-Kollegin hat in Emmen nach ihrer gewonnenen Goldmedaille im Interview gesagt, dass der Titel sicher die Chancen erhöht ins Team Deutsche Paralympics zu kommen. Dabei belasse ich es und vertraue auf den Ausschuss & – wie immer im Leben – auf den lieben Gott.

„Wann erfahrt Ihr dies dann und was ist, wenn Du nicht auf der Liste stehst?“

Ich weiß es wirklich nicht, hoffe natürlich im Sinne aller Athleten*Innen, dass es im frühen Frühjahr offiziell wird, es muss ja Urlaub eingereicht werden, Freunde & Familie wollen gerne buchen usw.

In meinem Trainerteam in Köln gehen wir einfach davon aus, dass ich vom 25.8. – 6.9.2020 in Tokio bin und am 2. & 4. September meine beiden letzten offiziellen Paracycling Wettkämpfe bestreite und so wird trainiert – mental und körperlich – mit ganz vielen aktiven Visualisierungen, Anpassungen an die prognostizierte Hitze uvm…Und sollte ich dann doch irgendwann den Anruf bekomme, dass es nicht passt – …..gönne ich es den Athleten*Innen, die im Team nach Tokyo fliegen.

Aber ganz ehrlich, es wäre schon unglaublich cool, aller guten Dinge sind doch 3 (Paralympics) und ich könnte als ältester Athlet des Team Deutschland Paralympics zeigen, dass es mit wissenschaftlichem Training, neuen Herausforderungen, mentaler Arbeit, ausgewogener Ernährung und viel sportspezifischer Erfahrung auch mit 62 Jahren möglich ist, um Paralympische Medaillen zu kämpfen.

„Also HP, so wie Du hier sitzt, schaffst Du das! Ich wünsche Dir jedenfalls schon heute viel Erfolg für die Zeit bis dahin & natürlich auch gute Genesung für Deine beiden Baustellen und wir sehen uns zum „HP’s Quarterly“ 4 im Dezember 2019 – tschüss!“

Danke liebe Marcia, die Zeit ist wieder so schnell um, ich wollte eigentlich noch soooo viel berichten, über die tollen inklusiven Radsportwettkämpfe in Yorkshire vor 2 Wochen, über unseren neuen Teamgeist durch ganz viele neue tolle Athleten*Innen im Paracycling Team Germany um Bundestrainer Tobias Bachsteffel – über neue Ideen.

Aber einen Satz darf ich noch vorausschauend sagen – wer Zeit hat und kann gerne und ganz inklusiv am 13. Oktober R(h)ein Inklusiv Staffel Marathon in Köln angucken und am 3. November im Dortmunder Westfalenpark den ganz inklusiven „Green IT-Westfalenparklauf“ (auch extra Rolli-Strecken im Angebot) mitlaufen, anfeuern oder einfach Spaß haben – Premiere von „Green IT – Equality „ – lasst Euch überraschen. Tschüss bis Dezember liebe Marcia und sportlichen Gruß ans ganze Team BBW-WEB.

Um noch mehr Ereignisse aus meinem Leben mit meiner Leidenschaft, dem Sport, mit zu bekommen kann man mir gerne auf meinen Social Media Seiten folgen: