4. Interview HP Quarterly – Oktober – Dezember 2019

Geführt von der Mediendesignerin und Gestalterin des HP Chronicle Marcia Kemper
und dem Radsportler mit Behinderungen Hans-Peter Durst.

Hallo lieber Hans-Peter, braun gebrannt und schon wieder so gut gelaunt- Du bis ja wirklich ein Frühstarter ins Jahr – Gutes Neues!

Guten Morgen liebe Marcia, auch Dir ein gutes, gesundes und was soll ich sagen – für unsere Leser und Zuhörer – wir sind aus ganz besonderem Anlass ja schon im Februar – ein weiter so erfolgreiches Jahr 2020.
Herzlichen Glückwunsch Dir und Deinem Team, wie darf ich Dich jetzt nach Deiner erfolgreich bestandenen Prüfung offiziell nennen ?

Danke, das ist aber nett, ja, ich bin jetzt Mediengestalterin, bin echt dankbar und glücklich, dass ich dies so gut geschafft habe.
Aber nun zu Dir, wo hast Du denn die Farbe in Deinem Gesicht und auf Deinen Händen her ?

Also, so viel Zeit muss sein, ich freue mich total für Dich, ein toller Beruf und so wie ich Dich verstanden habe auch genau, was Du gerne machst, z. Bsp. ja auch unsere gemeinsame Arbeit rund um die HP Chronicle Seiten und auch die tollen Ideen für mein „Sportbaby“, den ganz inklusiven GreenIT Westfalenparklauf immer am ersten Sonntag im November.

Die erste Freude ist natürlich für Dich und auch Dein Ausbilderteam beim BBW Volmarstein, wie immer im Leben gibt es bei hellem Licht auch einen kleinen Schatten.

So wird dieses HP Q4 in dieser Art die letzte Ausgabe sein, es war das gemeinsame Projekt in Deiner Ausbildung – ein für mich in jeder Phase inspirierendes und motivierendes Zusammensein, sprudelnde Ideen und die interessante Kombi junge Interviewerin – an Lebensjahren fortgeschrittener Athlet – daaaanke liebe Marcia für diese tolle Zusammenarbeit. Wir werden uns sicher nicht aus den Augen verlieren, ich wünsche es mir jedenfalls.

Nun kurz zu meiner Hautfarbe. Es ist für uns Sportler mit Behinderungen ein ganz besonderes Jahr, das Jahr der Paralympics in Tokyo 2020.

Solch ein Jahr hat eigene Regeln in vielerlei Hinsicht.

So haben wir uns im Trainerkreis meines ParaSportSupport-Teams für den frühen Einstieg in intensives Training und Rennerfahrung entschieden.

Dank der besonderen Kontakte zum australischen Radsportverband Cycling Australia und der tollen Freundschaft zur Dreiradsportlerin Carol Cooke war schnell klar, wo wir starten.

Aber da kommen wir ja sicher am Ende nochmals drauf, auch wenn unser HP Q4 im Dezember endet, aber die australische Sonne hat Spuren hinterlassen (HP lacht)

Echt cool, in Australien ein besonderes Jahr zu beginnen hat echt was.

Im HP Q3 durften wir ja über Dein unglaubliches „come-back“ nach den Operationen und der langen Trainingsausfallzeit berichten, über Deinen 9. Weltmeistertitel und die tolle Silbermedaille bei den Paracycling Straßenweltmeisterschaften in Emmen.

Ein wenig haben wir ja auch schon in das Paralympische Jahr gelinst – gibt es zu den Nominierungen oder anderen Verfahren noch ein aktuelles Update ?

Ja, ich habe jetzt schon wieder Gänsehaut pur, während Du mich das fragst, es waren so unglaubliche Momente in Emmen, dazu noch dieser Megaerfolg für unsere Startklasse Dreirad WT/MT.

Nicht nur ich durfte so unglaublich feiern, auch mein junger Freund Maximilian Jäger ist in MT1 Doppel-Vize-Weltmeister hinter seinem chinesischen Dauerrivalen geworden und unsere Tricycle Damen Jana Majunke und Angelika Dreok-Käser waren im Einzelzeitfahren und im Straßenrennen so super erfolgreich – Bundestrainer Tobias Bachsteffel und sein tolles Paracycling Team Germany im Team Deutschland Paralympics waren ebenso überwältigt.

Im Procedere zur Nominierung haben wir Athleten keine weiteren Meilensteine erhalten, Nominierungstag bleibt der 18.7.2020 – für mich persönlich ein viel zu spätes Datum – aber ich beschäftige mich mit den von mir zu beeinflussenden Bereichen.

Durch die 4 Wochen in Australien, bestens eingebettet in das Team Cycling Australia konnten wir unzählige Trainingskilometer mit exakt den Profilen für die paralympischen Rennen auf dem FUJI CIRCUIT außerhalb von Tokio absolvieren und die 4 Rennen wurden von den Trainern und Wissenschaftlern genauso designed – einfach genial.

Was hast Du denn unmittelbar nach Deinen Erfolgen im September und danach gemacht – es standen ja noch in Absprache mit dem medizinischen Team einige Dinge an ?

Liebe Marcia, immer mit dem Finger in die Wunde.

Du weißt doch, Männer schieben gerne mal solche Eingriffe nach hinten – aber ich hatte einen sehr, sehr schönen Grund – die 4. Auflage unseres R(h)ein Inklusiv Staffellaufes im Rahmen des Köln Marathons – am 13.10.2019 fuhren von unserem „Sportkinder“ Team 23 junge und fortgeschrittene Athleten*Innen mit Rolli samt Adaptiv, sehbehinderte Menschen mit Begleitpersonen, neurologisch beeinträchtigte Sportler, Autisten oder eben auch ich mitten in der Nacht von Dortmund nach Köln.

Dort hatte das Team der Deutschen Sporthochschule Köln und die Teams der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV bereits einen Wohlfühlbereich für uns Aktiven gestaltet – die Startnummern, die Wege zu den Wechselplätzen, die Rückholung der mitgebrachten Kleidung, Verpflegung – Alles einfach wunderbar organisiert.

Ab 10 Uhr starteten wir ganz inklusiv mit dem Marathonhauptfeld – Strecken zwischen 6km und 11km wurden nach den Möglichkeiten erfolgreich geschafft – danach gab es wieder ein wunderbares get-to-gether auf dem Neumarkt mit vielen guten Begegnungen und Gesprächen – ein für meine „Sportkinder“ , Betreuer, Fahrer, Eltern und Freunde immer ein echtes Fest nach meiner Radsportsaison.

Der Ursprung dieses inklusiven Ereignisses in Köln ist eigentlich die Arbeit mit Kindern-und Jugendlichen in Schulen, gerne mit der Deutschen Olympischen Akademie (DOA).

Aber in diesem speziellen Fall ist 2016 eine Lehrerin und die Betreuerin einer jungen Schülerin aus der Höchstener Grundschule auf mich zugekommen – ob ich nicht den Schulunterricht als Athlet mit Behinderungen und insbesondere als Dreiradfahrer begleiten könnte – die junge Schülerin der damals 3. Klasse fuhr selbst ein Dreirad.

So kamen wir recht schnell zusammen, unglaubliche Erlebnisse durfte ich in dieser Schule erleben, und aus der jungen Schülerin ist mittlerweile eine junge Dame geworden, die nach unsäglichen Qualen nun selbstständig gehen kann.

Wir sind durch die gemeinsamen Zeiten als Familien sehr befreundet, auch darf ich die junge Realschülerin noch immer beim R(h)ein Inklusiv Staffelmarathon begleiten, sie im Speedy Rollstuhl mit Adaptiv, ich mit meinen Laufhilfen und langer Zunge neben ihr her.

Es sind die Geschichten…

Unglaublich, Du hast mir über die Jahre ja schon viel von Lisa erzählt, aber so aufgewühlt habe ich Dich noch nie erlebt – was ist passiert?

Ach weißt Du, liebe Marcia, ich glaube, dass hat wirklich mit den parallelen Erlebnissen zu tun, wenn Du wie ich das Glück hast, so eine Geschichte hautnah miterleben zu dürfen…

Das betrifft nicht nur Lisa selbst, da ist ihre gesamte Familie mit Herzblut, Entbehrungen und sooooo viel Lebensfreude eingebunden, und ganz viele Freunde der Familie und der 3 Kinder. Ohne zu viel Privates zu verraten, die schweren Zeiten mit Bangen und Hoffen im bayrischen Aschau wurden via einer sehr persönlichen Whattsapp Gruppe begleitet, Bilder noch aus dem OP, erste Bilder stehend, usw…Du spürst….bitte entschuldige.

Sorry, aber da sind wir Männer wohl sehr nah am Wasser gebaut.

Ganz kurz zu Thema noch eine Anmerkung.

Durch „meine“ Lisa und der großartigen Idee R(h)ein Inklusiv Staffelmarathon sind auch andere Freunde von mir involviert worden.

So ist mein Dreiradkollege David Wiegmans in 2019 erstmals 6 komplette Kilometer gelaufen, nicht gegangen, gelaufen. Er sah Lisa 2017 und 2018, die Entwicklung auch nach den OP`s. Da ihn die selbe Spastik von Geburt an begleitet, hat ihn diese Geschichte so motiviert, gemeinsam mit seiner gesamten Familie schaffte er es in nur 12 Monaten – und ist schon wieder auf meiner Vorschlagliste für den 4. Oktober 2020.

Und mein Dortmunder Freund Stefan Ludwig ist schon zum 3. Mal dabei gewesen – im Speedy Rolli mit Adaptiv wie Lisa.
Auch ein besonderes Erlebnis, durfte ich mich doch 2016 zum 2. Mal ins Goldene Buch der Stadt Dortmund eintragen. Dazu hatte ich Lisa und Familie ins Rathaus eingeladen.

Und auch meinen Freund Stefan samt Mama.

Stefan hat auch von Geburt an diese Bewegungsstörung Cerebralparese und war natürlich von unserer kurzen Geschichte im Rahmen der Feierstunde geflashed, wie ihr sagt.

So ist er spontan auf mich zugekommen und fährt nun neben seinen unzähligen Runden mit Rollator und guten Gesprächspartnern für seine Bücher „52-Runden-52-Interviews“ mit beim inklusiven Staffelmarathon in Köln.

Wäre das eigentlich auch was für mich ? Bin doch jetzt fertig mit meiner Ausbildung und nicht mehr auf die Ferien angewiesen ?

Coole Frage, liebe Marcia, auch wenn ich mich vielleicht jetzt ein wenig zu weit aus dem Fenster lehne, ich sehe keinen Grund, Dich nicht in unserem „Sportkinder-Team“ 2020 am Start zu haben.

Aber wie gesagt, ich bin nicht der Veranstalter, als Botschafter bin ich aber in ganz viele Besprechungen involviert – ich werde mich zeitnah erkundigen – es wäre mir eine große Freude.

Da lasse ich mich nun gerne überraschen – aber Du hast wieder geschickt vom Thema abgelenkt – war da nicht noch was, was direkt nach der Saison gemacht werden musste ?

Ok, also nach diesem unglaublichen Sonntag im Oktober ging es dann wirklich direkt in die Fachaugenklinik nach Hagen.
Dank eines sehr guten Zusammenspiels und dem mir entgegengebrachten Vertrauen meines Paracycling Bundestrainers, der Chefärztin meines Spitzenverbandes Deutscher Behindertensportverband DBS, meines Augenarztes des Vertrauens hier in Dortmund und am Ende des operierenden Arztes in der Fachklinik wurde die notwenige OP um nahezu 4 Monate geschoben.
In dieser Zeit wurde ich sehr engmaschig beobachtet und immer wieder untersucht, Vertrauen alleine ist da nicht angesagt – aber sowohl das Auge als auch die vorherigen OP’s machten diese Verschiebung möglich.

So konnte ich die Vorbereitungen, einen mir ganz wichtigen Wettkampf in Köln, „meine“ Cologne Classics 2019 auf meinem Dreirad bestreiten und eben den Goldenen Moment bei der WM in Emmen erleben – ohne diese Maßnahme wäre der Flieger nach Tokyo wohl endgültig ohne mich besetzt worden – da lohnt es sich zu kämpfen und auch ein überschaubares Risiko einzugehen.

Nun hatte ich Zeit, am 14. Oktober, also unmittelbar nach der Dusche der R(h)ein Inklusions Staffeln wurden die notwenigen Eingriffe getätigt vom Operateur meines Vertrauens – daaaanke Dr. Thiesmann.

Ein bisschen verrückt muss man schon sein, um dies so zu machen, oder ?

Ach liebe Marcia, was soll ich darauf antworten. Ich betreibe meinen Sport, eigentlich lebe ich mein ganzes Leben nach Werten, die mir sehr wichtig sind.

So sind Vertrauen, Respekt, Fairness, Gleichwertigkeit und Empathie mir ganz wichtige Pfeiler – eingebunden in meinen christlichen Glauben.

Dazu ist meine Faszination Dreiradsport viel mehr als Sport im klassischen Sinne, durch diesen Sport durfte ich nach schwierigen Monaten von Mai 1994 bis März 1996 wieder aktive Teilhabe erleben – und dies möchte ich nun gerne als Peer und Mensch weitergeben.

So war im besonderen Fall 2019 das Vertrauen von Bundestrainer Tobias Bachsteffel soooo wichtig, und die medizinische Einschätzung der involvierten Ärzte – dies hat mir Ruhe und Gelassenheit für die Maßnahme gegeben – auch wenn es in meinem Trainerteam manchmal zu Diskussionen kam.

Der Wahnsinn – aber es hat ja am Ende wohl funktioniert ! Wie ging es weiter ?

Ja, dank meines schnellen Heilfleisches – (HP lacht laut) – und der guten Pflege meiner ParaSportSupport Heldin.
Sollte ja auch so sein, das nächste „Nachsaison-Highlight“ stand ja kurz bevor.

Am 3. November fand die 2. Ausgabe meines Dortmunder „Sportbabys“ an, der völlig inklusive GreenIT Westfalenparklauf.
Nach 50 erfolgreichen Jahren mit Peter Middel und Horst Merz wurde der Traditionslauf „Rund um den Florianturm“ in 2015 letztmalig gestartet. Das bewegte mich damals sehr und so kam mir die Idee, ein inklusives Laufsportangebot in Sportmund zu etablieren.

Schnell stießen die ersten Ideen in meinen beiden Vereinen Lt Bittermark und den Dortmunder Sportkindern auf reges Interesse, ein OK wurde für die Planungen gegründet und in 2018 konnten wir die Premiere feiern – inklusiv – sowohl für Breitensportler*Innen als auch mit den offiziellen Kreismeisterschaften für die hiesigen Leistungssportler eine neue Heimat.
Viele Runden habe ich mit dem GPS Gerät gedreht, bis ich am Ende die 2,5 Kilometer lange Runde dem OK zur Abnahme übergeben konnte – muss ja am Ende auch wirklich für alle Sportler*Innen mit und ohne Behinderungen machbar sein.
In 2019 so nun wieder am 1. Wochenende im November als feste Konstante – aber mit neuem Namen.

Das wunderbare grüne Systemhaus GREEN IT mit Unternehmenssitz in Dortmund konnte zum Namensgeber überzeugt werden – aber noch viel mehr.

Dieses Systemhaus und die Menschen hinter diesem tollen Namen waren von der Idee und der Veranstaltung so beeindruckt, dass wir gleich noch eine weitere Idee in die aktive Tat umsetzen konnten.

4 Paralympische Sportler*Innen bestreiten gleichwertig mit 4 aktiven GREEN IT Athleten*Innen die „GREEN-IT EQUAl-IT-Y Staffeln“.

Eine echte Freude, vorbildlich eröffnete Geschäftsführer Jan Schriewer die erste Staffel, ich durfte mit ihm auf die Strecke – ein echtes Gänsehaut-Gefühl angefeuert durch die Menschen entlang der Strecke in meinen Westfalenpark des Vertrauens.
Dabei spielt die Zeit keine Rolle, die Menschen erkennen die individuelle Leistung an, bei unserer paralympischen Goldmedaillengewinnerin im Goalball Conny Dietz ist es das Laufen als stark sehbehinderte Athletin mit Begleitläufer (der sich von GREEN IT spontan für diese nicht einfache Aufgabe gemeldet hat), bei unserer paralympischen Silbermedaillen-Ruderin Astrid Hengsbach ist es das Laufen mit einer starken Beinbehinderung oder bei mir eben mit den Laufhilfen (Leichtathletik Experte Horst Merz nennt mich ja seit vielen Jahren „der Mann mit den Stöcken“).

Jedenfalls ein unbeschreibliches Erlebnis, der inklusive GREEN IT Westfalenparklauf ist schon bei der 2. Auflage ein fester Bestandteil im NRW Laufkalender, dank der tollen Unterstützung der beiden Vereine LT Bittermark und den Dortmunder Sportkindern, dank der kurzen Wege für Genehmigungen in und um die Stadt Dortmund und mit unserer Schirmherrin Birgit Zöllner sind wir auf dem Weg zu einer erfolgreichen Serie.

Als Gründungsbotschafter liegt er natürlich auch mir ganz besonders am Herzen, ist doch der Westfalenpark „mein“ Refugium für nahezu alle meine regenerativen Einheiten.

Hans-Peter, wie hast Du denn das Jahr zu Ende gebracht, es war ja in der Summe schon ein sehr Ungewöhnliches mit vielen ups and downs ?

Na, ja, in meinem Alter vergisst man ja die weniger schönen Dinge recht schnell, das habe ich mir mit meiner Mentaltrainerin Grit Moschke seit Jahren so erarbeitet.

Die guten Dinge, die Erfolge, die schönen Begegnungen als Inspiration und Motivation aufnehmen, die weniger guten Erlebnisse verarbeiten und wenn es keiner weiteren Aufarbeitung bedarf gerne vergessen.

So bleiben für mich in 2019 die tollen ersten 4 Monate, vermeintliche Gesundheit nach den OP’s, sonnige Zeiten in bella italia, spannende Rennen mit Freunden in der Schweiz und in Köln, die unvergessliche WM in Emmen auf der Paracycling Spur, dazu natürlich noch die immer wieder spannende Rally der Ehrungen, Sportlerwahlen und Gala’s zum Ende des Jahres, in 2019 habe ich mich aufgrund der gesundheitlichen Umstände nur auf „unser“ Fest des Dortmunder Sports konzentriert – die sportliche Heimat wie immer ganz inklusiv.

Zu den Einladungen zum NRW-Sportler des Jahres in Düsseldorf, zum Sportler des Jahres in Baden-Baden habe ich dankend abgesagt, die Wahl zum Behindertensportler des Jahres lehne ich nach wie vor inhaltlich ab und gehe deswegen auch konsequnterweise nicht zur Gala, zumal diese auch nicht mehr im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln stattfindet – da hätte ich aufgrund meiner Dauerausstellung „Rio-Sattel-Geschichte 2016“ eine gute Ausrede. (HP lacht).

Im Leben wird der Deutsche Evangelische Kirchentag mit seinen unglaublichen Begegnungen in Dortmund mich noch lange begleiten – das Motto passte in mein gesamtes Jahr „Was für ein Vertrauen“ – und ganz „privat“ war der runde Geburtstag meiner ParaSportSupport Heldin Ulrike natürlich DER Festtag in 2019 – mit Gästen aus nah und fern – und in diesem Fall darf ich eine echt gelungene Überraschung erwähnen – unsere Kinder und Dreirad-Paralympics-Legende Carol Cooke haben dicht gehalten – pünktlich zum Beginn der Feier auf der Alm bei Overkamp stand sie mitten unter uns – mehr geht nicht.

Sehr cool, direkt aus Australien nach Dortmund – da schließt ja auch für uns heute das Interview – als wäre es abgesprochen – kannst Du noch etwas über Eure 4 Wochen in Down Under berichten – wir hatten hier ja ständig Sorge um Euch?

Wieviel Stunden haben wir noch (HP lacht) – ja, das waren Tage, die Ulrike und ich sicher nie mehr vergessen werden.

Zunächst sind wir von Düsseldorf zu unseren Freunden Farah und Ahmad nach Dubai geflogen, 40 gemeinsame Stunden, davon 6 Stunden bei der Großfamilie in deren Wüstendomizil.

Rechtzeit um 3 Uhr Ortszeit waren wir in der Luft um an good old Germany und den dortigen Jahreswechsel in das Paralympische Jahr zu denken.

In Melbourne wurden wir von Carol Cooke und ihrem Mann Russ herzlich empfangen, sportlich konnte ich dort 4 Tage auf der Formel 1 Rennstrecke herrlich trainieren bei angenehmen 18 Grad, dazwischen schon mal Klimakammer Training mit den Konditionen von Tokyo – das Victorian Institute of Sport und deren wissenschaftlicher Leiter Nick Owen sind da wirklich auf höchstem Niveau.

Dann ging es für uns mit den Dreirädern und vielen Testlaufrädern im riesigen Kia Carnival im Tross des Cycling Australia Teams zu den offenen und völlig inklusiven Australischen Straßenmeisterschaften in die Berge um Ballarat und Buninyong – eine bezaubernde Gegend – aber zu dieser Zeit noch sehr frisch – morgens die Starts bei 5 Grad.

Die Verantwortlichen haben für die olympischen und paralympischen Athleten*Innen einen Kurs modelliert, der sehr nahe den Anforderungen der Olympischen Spiele und der Paralympics ist – für mich natürlich noch deutlich zu früh in meiner Vorbereitung – keine Höchstleistungen waren mit Trainer Robert vereinbart – aber eben schon frühe Rennerfahrung.

Und wie es dann so ist in einem Straßenrennen – der Athlet in dir gibt den Ton an, so startete ich mit viel Vernunft und recht moderat in die erste sehr hügelige Runde, ließ die Konkurrenz bewusst wegfahren – aber die folgenden Runden mit den Anzeigen der Abstände ließen den Tiger erwachen – eine Aufholjagd – quasi ein Einzelzeitfahren für mich – am Ende der 3. Platz – Bronze Medaille bei den Australischen Meisterschaften und dazu diesen süßen UHU der Federation University – dank einer einer Brainstorm-Einlage bei einer meiner Veranstaltungen mit der Deutschen Olymischen Akademie direkt nach unserer Rückkehr heißt dieser nun UHUNI.

Was ist denn da der Hintergrund – und von den Buschfeuern hast Du noch gar nicht berichtet?

Ich habe im Anschluß an mein Referat den süßen UHU dem Plenum gezeigt und gebeten, ob sie im Laufe des Tages Ideen sammeln könnten – so kam es zu der Namensgebung UHU, als deutsche Bezeichnung des eagle-owl, Uni als Dank an die Universität und all over eine besondere Ehre an den heiligen Berg im „red centre“ von Australien – den ULURU.

Ja, auch auf unserer weiteren Reise mit einem Teil des Cycling Australia Teams entlang der Great Ocean Road kamen wir zu keiner Zeit in die Nähe dieser verheerenden Brände, Australien ist ein großer Kontinent und diese Feuer mehr als 3.000 Kilometer entfernt.
Natürlich war diese Katastrophe tägliches Thema, in Gesprächen, im TV, in den social medias, aber wie gesagt, selbst hatten wir eher vorsommerliche Temperaturen und damit bestes Trainingswetter.

Über Lorne und Mt.Gambier erreichten wir unser letztes Ziel, die cosmopolitische Stadt Adelaide.

Dort durften wir ganz inklusiv das „Schwalbe Classics 2020“ Kriterium mitten in der City bestreiten, für die Ladies war es die letzte Etappe der Santos Tour Down Under, für uns ein spannendes Kriterium und für die Herren der Prolog zur Santos Tour Down Under 2020.
Ich kann Dir sagen, liebe Marcia, diese Tage dort im Süden, einfach unvergesslich.

Nun sind wir schon wieder etwas über die Zeit, auch über den Dezember hinaus – aber ich denke, diese Eindrücke mussten noch in unser Interview.

Wie soll ich jetzt nur das Ende finden – it is time to say good bye – oder einfach danke für Deine Zeit – echt schwer.

Liebe Marcia, ich kann es auch noch gar nicht glauben, Deine unglaublich tolle Idee dieses Mediums, aber ein Ende ist auch immer ein Anfang.

Ich sage Dir ein herzliches Vergelt’s Gott, danke für die vielen tollen Momente mit Dir und danke für die tolle Arbeit.

Dir darf ich mit dem Motto der diesjährigen Paracycling Straßenweltmeisterschaften sagen, liebe Marcia „never give up on your dream“ – ich wünsche mir, dass wir ganz bald wieder zu guten neuen Ideen finden. Bleib gut behütet –

bis bald Dein