– ein ganz inklusives Interview!

Geführt von der Mediendesignerin und Gestalterin des HP Chronicle Marcia Kemper
und dem Radsportler mit Behinderungen Hans-Peter Durst.

Hallo Hans-Peter, die letzten Tage in 2018 – konntest Du als Radsportler zu Hause Weihnachten feiern?

Hallo Marcia, erstmal vielen Dank für die tolle Idee des Jahresrückblick-Interviews, freue mich sehr. Ja, das Weihnachtsfest ist für meine Familie und mich immer sehr traditionell und natürlich am Liebsten zu Hause. Meine mütterliche Verwandtschaft kommt ja aus dem Erzgebirge, viele schöne Traditionen und Bräuche hat meine Frau mit übernommen – die große Engelskapelle, handgeschnitzte Engel und Pyramiden im ganzen Haus, die Weihnachtsmusik im Dialekt und natürlich der Traditionsstollen aus der Konditorei Thomas Hübler in Thalheim, den wir „wie jedes Jahr“ von lieben Verwandten aus dem Gasthof Paradies geschenkt bekommen. Wir waren den Heiligen Abend eingeladen bei unserer Tochter Katharina, bei Wurschd, Kartoffelsalat und ganz vielen selbstgebackenen Plätzchen – sehr gemütlich und eben Weihnachten. Der gemeinsame Christmetten-Besuch ist auch schon Tradition, in der Heliand-Gemeinde mit vielen guten Bekannten und die Weihnachtsbotschaft als Tagesabschluss.

Sicher auch Zeit um ein wenig zur Ruhe zu kommen und das Jahr nochmals am geistigen Auge vorbei ziehen zu lassen. Wie würdest Du Dein Sportjahr 2018 einordnen?

Die Frage hatte ich beinahe erwartet – nicht ganz leicht für mich. Seit Jahren hatte ich mich auf die Paracycling Weltmeisterschaft im Lieblingsland von Ulrike und mir gefreut, die Strecke war fast auf mich zugeschnitten, ich war dank meines Trainerteams um Robert Pawlowsky und der perfekten Organisation unseres DBS-Bundestrainers Patrick Kromer fit auf den Punkt und bestens vorbereitet. Auch mein Rennsportmaterial und die Ausrüstung war internationale Spitze, meine ParaSportSupport Heldin Ulrike chauffierte mich entspannt ins wunderschöne Maniago – mein Radsportfreund David samt Familie war schon vor Ort – um es kurz zu machen – es war angerichtet.

Aber ? Du holst so lange aus?

Ja, ich weiß – die liebe Gesundheit. Wir sind im Sport für Menschen mit Behinderungen, da darf ein epileptischer Anfall natürlich passieren – aus meiner Sicht aber eben leider zum absolut falschen Zeitpunkt. Jetzt, 5 Monate später habe ich eine völlig entspannte Sicht auf die WM – konnte ich doch das Straßenrennen mal aus dem Blick eines Zusehers verfolgen. Meine Dreiradfreunde aus der ganzen Welt kamen vor dem Rennen zu mir, teils mit Familie oder Teammitgliedern, nahmen mich in den Arm, wünschten mir alles Gute – ich stand an der Startlinie, konnte die Anspannung fühlen und freute mich wirklich für und mit den großartigen Sportlern. Am Ende hat mein langjähriger Herausforderer Ryan Boyle in souveräner Manier gewonnen – er hat es verdient und ich konnte der ganzen Familie aus Georgia gratulieren.

Bist Du nicht traurig und enttäuscht?

Es überrascht mich selbst ein wenig – nein, ich war es zu keinem Zeitpunkt in Bezug auf die nicht gefahrenen Rennen – vor Ort in bella italia ist ja mein „Anfalls-Kokon“ ein Schutz des Körpers, ähnlich wie ein frühmorgendlicher Nebel. Schon auf der Rückfahrt neben Ulrike war ich bereits im Modus „Motivation für das was noch kommt“ – ein Weltcuprennen in Kanada – 1 Woche nach Maniago war der Abflug von Frankfurt/Main. Für mich die ganz große Chance es meinem Team, meinem Verband, meinen Freunden, meinen Partnern und Förderern zu zeigen wie gut ich drauf bin und dass sich das Vertrauen in mich gelohnt hat. Ein unglaubliches Gefühl und gefühlte Stärke in mir. Nachhaltig traurig machen mich aber leider immer noch einige sehr unangenehme Vorfälle in unserem Team vor Ort in Maniago – insbesondere weil es ganz übel meinen langjährigen Edelhelfer und Freund betroffen und eben absolut gegen meine persönliche Erwartung von Respekt im Miteinander verstoßen hat – das wird wohl nie mehr aus meinem Kopf verschwinden.

Konntest Du diese Stärke dann in Baie Comeau umwandeln in gute Ergebnisse?

Was soll ich sagen – ja, mit meinem Heimtrainer Robert, meiner Mentaltrainerin Grit und am Ende mit dem Bundestrainer-Team des DBS vor Ort haben wir eine „ganz-oder-gar-nicht“- Rennstrategie ausgeheckt – einfach mal die ganze Meute mit einer Taktik überraschen, die am Vormittag auch schon erfolgreich mein Radsportkollege Matthias Schindler praktiziert hat – in der frühen Flucht sein Heil suchen – bei uns Beiden ist es mit dem Sieg im Straßenrennen aufgegangen – und beide durften wir noch das Highlight in unseren Klassifizierungen – den UCI Gesamtweltcupsieg 2018 – abräumen. Ein Traum für jeden Radsportler – ob mit oder ohne Behinderungen.

Echt stark – man sieht Dir die Freude noch jetzt an! Du sprichst ein großes Thema an – Sport für Menschen mit und ohne Behinderungen – gibt es positive Entwicklungen?

Liebe Marcia, ja, das ist neben meiner Faszination Dreiradsport sicher DAS Thema, das mich wirklich umtreibt.
Oft als Inklusion beschrieben, ich bleibe gerne beim Wort Gleichwertigkeit.
Aus meiner persönlichen Sicht sind wir seit vielen Jahren auf einem guten Weg, unser unermüdlicher DBS Präsident Friedhelm Julius Beucher und sein Team arbeiten dafür, die Förderungen und Prämien werden kontinuierlich angepasst an den olympischen Sport.
Ab 1. 1. 2019 bin ich selbst in der sogenannten paralympischen Spitzensport Förderung Bundeswehr. Ein ganz wichtiger erster Baustein, den wir uns erkämpft haben, jetzt muss weiter überzeugt werden, dass wir auch in den klassischen Bereich Bundeswehrfördergruppe vorstoßen.
Nicht mehr ich persönlich, aber junge Athletinnen und Athleten sollen dadurch ein Stück weit Sicherheit für ihren Spitzensport erhalten, mit Sozialversicherung und beruflicher Perspektive – ich bin nach dem persönlichen Gespräch auf der Hardthöhe im November sehr zuversichtlich.

Habe ich das richtig verstanden, Du bist jetzt Soldat bei der Bundeswehr?

(lacht) – ganz im Ernst – ich bin wohl der erste und einzige Athlet, der als Veteran, also als ehemaliger Wehrdienstler in den Genuss dieser paralympischen Spitzenförderung kommt – ich hatte sogar meinen Wehrpass dabei beim zuständigen Brigadegeneral. (lacht) Ich bin kein Soldat und auch nicht in der Bundeswehrfördergruppe wie die Sportfreude des olympischen Sports – aber 13 Parasportler erhalten ihre Förderung nun aus dem Bundesministerium der Verteidigung, haben ganz offiziell einen Fördervertrag mit Rechten und Pflichten unterschrieben und müssen eine Art sportliches Tagebuch über unsere Aktivitäten erstellen.

Echt spannend – herzlichen Glückwunsch.
Also alles im Lot ?

Ein wichtiger Schritt – ganz sicher. Aber es gibt noch sehr viele Bereiche, wo ich große Ungerechtigkeiten ausmache. Das beginnt bei uns ganz intern mit den Klassifikationen – wir SportlerInnen werden vor unserem ersten Rennen im Paracycling „eingestuft“ – von Ärzten, Physiotherapeuten, mit Hilfe medizinischer Berichte und dem sogenannten in Augenschein nehmen. Da aber natürlich nicht jeder AthletIn in einer für sich fairen Startklasse starten kann, sind Zugeständnisse, Kompromisse und Konzessionen erforderlich, die leider sehr oft absolut nicht fair sind. Immer mehr Menschen sind irritiert über sehr heterogene Zusammenstellungen von Klassen, in meiner Sportart Dreirad z. Bsp. fahren so unterschiedliche Menschen mit, das sieht jeder Zuschauer, dass es nicht gleichwertig oder gerecht ist – in anderen Klassen bei uns ist dies ebenso augenscheinlich.

Das ist ja echt doof. Gibt es da keine Lösung in Sicht?

Als Berufsoptimist und natürlich aktiver Sportler denke ich selbst und auch im Kreis anderer Sportler, unserer Mediziner und Physiotherapeuten darüber viel nach.
Ich nenne diese möglichen Verbesserungen gerne „intelligente“ Klassifizierungen – im alpinen Skisport gibt es z. Bsp. Uhren, die sich den individuellen Behinderungen anpassen, das ginge sicher bei uns auch in den Einzelzeitfahr-Rennen oder wir könnten im Radsport vllt mit Zusatzgewichten im Rahmen nachdenken uvm.
Im Moment konzentriere ich mich aber noch 20 Monate auf meinen Dreiradsport – mein Projekt „Konnichiwa Tokyo 2020 – Machikirenai!!!“ – heisst „Hallo Tokio 2020 – mit großer Vorfreude“ und zeigt mein großes sportliches Ziel auf – die Teilnahme an meinen 3. Paralympics im Land der aufgehenden Träume – voller Freude und Ehre gemeinsam mit meinem Schirmherren Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau.

Wow, das hört sich ja echt cool an. Ein klares sportliches Ziel.
Sicher noch viel Arbeit bis dahin?

Liebe Marcia, ich bin in der guten Lage, dass ich meinen Sport nicht als Arbeit sehen muss – ich bin und möchte kein Profi im klassischen Sinne sein – ich vertraue auch meinen Verband, die die Förderungen nach erbrachten Leistungen ermitteln. Daneben habe ich durch meine langjährige und nachhaltige Faszination Radsport ein perfektes regionales Netzwerk aufgebaut – alles großartige Partner und Förderer aus NRW und einer etwas darüber hinaus. Wir erarbeiten uns gemeinsam nach den jeweiligen Paralympics einen Plan mit Perspektiven, mit Notwendigkeiten, mit Budget – darunter kommt ein Strich. Dieses Paket steht dann für 4 Jahre – 4 Jahre Sicherheit für mich als Athlet und für die Partner ein klares Konzept auch für deren Unternehmen. Daneben freue ich mich, dass ich noch aktiv sein darf als Motivationstherapeut in der Klinik am Stein – demnächst sicher auch in der neuen Konstellation mit den neuen Eigentümern – den Johannitern – es gibt mir so viel im Umgang mit den neurologisch Betroffenen – neue Motivation und sehr gute Reflektion für meinen Alltag. Wir haben ja im Lauf des Jahres viel zu wenige offizielle Wettkämpfe, als dass ich ohne Arbeit sein könnte.

Du bist doch aber auch viel mit anderen Dingen beschäftigt. Auch hier bei uns im BBW Volmarstein – was hat es damit auf sich?

Da wir von unserem Weltverband UCI nur wenige Wettkämpfe pro Jahr als Wettkampfangebot haben (4-5 C1-Rennen, 3 Weltcups und ggfs die WM) muss ich als Athlet natürlich die viele restliche Zeit sinnvoll verbringen. Zum einen freue ich mich über die Aufgabe in der Klinik am Stein, wo ich als Motivationstherapeut arbeite, ich darf meine Erfahrungen als Schädel-Hirn-Patient an Betroffene in der neurologischen Rehabilitation weitergeben. Ganz lustig und mit hohem Spaßfaktor im großen Sportraum, oder draußen gemeinsam nordic-walken. Aber auch oft sehr ernst und mit viel eigenen Berührungen in Therapiegesprächen gemeinsam mit den Medizinern oder auch auf Wunsch alleine. Ich hole mir in diesen Stunden oft genauso viel Kraft wie ich den Betroffenen geben kann.

Ist dies dann Dein aktueller Beruf? Habe die Bezeichnung noch nie vorher gehört?

Danke für die Frage, liebe Marcia. Es ist eine Aufgabe, die mir die Klinikleitung angetragen hat. Sie hat aus der Presse erfahren, dass ich für die BGN (Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe), meiner zuständigen Berufsgenossenschaft nach dem Autounfall 1994, da ich ja in der Braustolz Brauerei gearbeitet habe – Bier gilt als gesundes Nahrungsmittel – als sogenannter Peer tätig bin. Peer ist aus dem englischen Sprachraum und bedeutet so viel wie Selbsterlebtes an in gleicher Art Betroffene weitergeben. Also in meiner Peer-Funktion bin ich „Experte“ für alle Schädel-Hirn-Patienten der BGN. Wenn diese Betroffenen oder deren Angehörige mal außerhalb der medizinischen und therapeutischen Betreuung in Augenhöhe mit einem Menschen sprechen wollen, komme ich ehrenamtlich ins Spiel. Und auf dieser Basis agiere ich auch in der Klinik am Stein in Dortmund – und da jede Aufgabe einen Titel braucht kam die Leitung eben auf diese Phantasie-Bezeichnung (lacht).

Coole Sache, da suche im Netz auch mal für mich selbst! Im Herbst warst Du aber auch viel mit dem Thema Inklusion unterwegs auf unserer HP Chronicle – was steckt da dahinter?

Ja, nach der Radsportsaison, meist Mitte/Ende September kommt erst mal eine Pause, in der ich mich sehr gerne mit meinen „Babys“ beschäftige. Meine eigenen Kinder sind ja schon Erwachsene, so sind durch meine Inklusionsbemühungen als Botschafter z. Bsp. der Radtour „Inklusion braucht Aktion“ oder der Augenlicht-Tour der Kinderaugenkrebsstiftung KAKS Menschen an mich herangetreten, um gemeinsam ganz großartige neue inklusive Projekte zu starten. So gibt es jetzt für ganz viele Menschen vornehmlich in NRW 3 feste Termine, die ganz konkrete inklusive Angebote anbieten. Schon das 3. Mal durfte ich Mitarbeiten und dann selbst auch teilnehmen an den sogenannten „R(h)ein Inklusion Marathon-Staffelläufen“ – der Spitzenverband der Berufsgenossenschaften DGUV, die Deutsche Sporthochschule in Köln und einige großartige Menschen organisieren und fördern dies. Im Rahmen des offiziellen RheinEnergieMarathon Köln dürfen wir ganz gleichwertig über 20 Staffeln belegen, wo Menschen mit und ohne Behinderungen GEMEINSAM Sport betreiben – dies muss man erleben – Gänsehaut pur – internationale Promis aus allen Gebieten sind inklusiv am Start und anschließend sind wir in „Family“ im legendären DGUV Zelt auf dem Neumarkt. Save the date: 13. Oktober 2019 !!! Kontakt aus dem Dortmunder Raum gerne direkt über mich.

Du sprühst gerade, als ob Du eben erst durchs Ziel gelaufen wärst (lacht) – könnte ich denn mit meinem Rollstuhl auch dort teilnehmen?

R(h)ein Inklusiv ist wirklich seit 3 Jahren eine echte Herzensangelegenheit, die Organisatoren in Berlin und Köln haben „meinen“ Dortmunder Satelliten mit 3 Staffeln sooooo freundschaftlich aufgenommen. Wir haben natürlich auch Rollstuhl-Startplätze im Feld – der 1. Staffelwechselpunkt ist dafür perfekt vorbereitet – es wäre mir eine große Ehre und Freude, Dich in 2019 dort dabei zu haben. Es ist trotz der tollen Organisation für mich eine ganze Menge Zeit, die ich während des Jahres investiere, in diesem Jahr kam ich deutlich an meine Grenzen. Natürlich ist es nicht immer ganz leicht, ca. 20 individuelle Menschen mit und ohne Begleitbedarf in jedem Wunsch zufrieden zu stellen – ich verstehe ja, wenn natürlich am Liebsten Jede/r am Ende durch das Marathonziel und noch besser im Team laufen und die Euphorie erleben möchte. Aber es müssen eben auch die Staffelplätze 1-3 besetzt sein – so versuche ich wirklich gemeinsam mit meiner Frau und der Cheforganisatorin in Köln die Dortmunder Wünsche zu realisieren – aber … Nun musste ich mich von Freunden, wie ich dachte trennen, aber nur so kann ich garantieren, dass wir aus Dortmund wieder 3 aktive Staffeln freudorientiert nach Köln bringen – und wenn Du magst natürlich sehr gerne Dich dazu, liebe Marcia.

Upps, das kommt jetzt etwas schnell und konkret, aber echt klasse. Du hattest doch aber auch bei uns im BBW Volmarstein die Mediengestalter aktiviert?

Darf ich vorab noch mein 2. „Baby“ erwähnen, immer am 3. Oktober findet seit Jahren der großartige Sparkassen Münsterland-Giro statt, ein tolles Straßenradrennen von Amateuren, Jedermännern und eben auch Profis in ihren offiziellen Teams. Nur eben bis 2016 ohne Beteiligung von Parasportlern. In 2011 vor den Paralympics in London 2012 wurde ein Tandem – besetzt mit 2 unglaublich großartigen Damen – Pilotin Annika Wechner als Münsteraner Lokalradstar und hinter ihr auf dem Tandem die Rekord-Paralympics-Gewinnerin im Biathlon Verena Bentele und ich als damaliger Dreirad-Weltmeister eingeladen – aber eben nicht in Wertung. Da war die Idee geboren, einen „Giro inklusiv“ zu entwickeln. Schnell waren tolle Menschen mit der Idee im Boot, der Regierungsbezirk Münster gab dem Kompetenzzentrum Selbstbestimmtes Leben KSL.NRW freie Hand und die Begeisterung ließ die Premiere am 3. 10. 2017 in Wadersloh entstehen. Unvergessliche Momente, 160 Menschen aller Altersklassen mit und ohne Behinderungen starteten unmittelbar nach dem Profistart völlig gleichwertig – und in 2018 nun eben die 2. Auflage – in Coesfeld mit über 200 Menschen – es waren und sind die Begegnungen – so entsteht ein wunderbares Netzwerk und vor allem auch Bewusstsein in den Köpfen – und dieses wird medial weitergetragen ins Land – man muss es hautnah selbst erleben – ein Schmankerl vorab gerne auf www.ksl-muenster.de Giro Inklusiv 2018 – ein großer Erfolg!

Und was hatte es mit den Design-Ideen bei uns im BBW auf sich (schmunzelt)?

Oh, je ich weiß, wenn ich mal im Schwärmen bin (lacht). Auch so eine tolle Geschichte aus den vielen Netzwerkerlebnissen in meinem Leben. 2015 durfte ich beim offiziell letzten „Turmlauf im Dortmunder Westfalenpark“ inoffiziell aber ganz inklusiv mit meinem Laufhilfen teilnehmen – mein Freund Peter Middel und unsere Leichtathletik Presseinstitution Horst Merz genehmigten dies auf dem kleinen Dienstweg. Danach unterhielten wir uns bei einem Dortmunder Bier (damals noch Partner und Förderer) wie es mit diesem Lauf nach unglaublichen 50 Jahren weitergehen kann. Es war nicht ganz einfach, oft sieht ein neuer Ausrichter erst während der Arbeit, was es heißt, solch eine Traditionsveranstaltung fortzuführen. Wir waren uns jedenfalls einig, die Neuauflage muss ein Prädikat „Inklusion“ erhalten, dafür stehe ich als Sport-Inklusions-Botschafter der Stadt Dortmund. Die Idee steckte ich direkt beim nächsten Treffen mit der sportlichen Leiterin der Sportkinder e.V. in Dortmund, die ganz viele tolle, offene und inklusive Angebote haben und mich gerne ein wenig als Sportpaten bei den Medien und für Öffentlichkeit nutzen. Kurz darauf traf ich den damaligen Vorstand des wohl erfahrensten Laufsportvereins in Dortmund, den LT Bittermark, er hatte von Peter Middel auch schon erfahren, dass der Turmlauf einen Nachfolger sucht. Ein OK-Team, ein Schirmherr und gaaaaanz viel Arbeit – aber die Idee des inklusiven Westfalenparklaufes war geboren. Da ich selbst ja viel in der Saison unterwegs bin besteht meine Aufgabe vor allem im Netzwerken, in der Sponsorenbeschaffung, der Findung des idealen barrierefreien Rundlaufes im Westfalenpark und natürlich in all den Aufgaben, die eine Schirmherrschaft mit sich bringt. Und Masteraufgabe war natürlich, den so wichtigen und kompetenten Führungsradfahrer zu begeistern, der farbenfroh mit seinem roten ABUS-Helm den schnellen Läufern den Streckenverlauf vorgibt – mit Stefan vom Radsportverein Sturmvogel in Dortmund haben wir auch hier an Tradition angeknüpft, ist doch sein Präsident im Verein Jürgen Graf mehr als die Hälfte der 50 Turmläufe sicher mit dem Rad vorweggefahren. Nun kommst Du und das BBW ins Spiel. Die großartige Partnerschaft mit dem BBW auf dem Gebiet des HP Chronicle ließ mich direkt im OK vorschlagen, dass alle Drucksachen, Plakate und so weiter von Euch designed und produziert werden sollen. So entstand in echter Handarbeit das tolle Logo für die Plakate, ein langjähriger Sportkinder-Laufkollege hatte den Läufer aus unserem Sportkinder-Logo entwickelt – es passte farblich und von der Idee perfekt zusammen. Darüber hinaus konnte ich aus meinem Netzwerk der Partner und Förderer einige „Sponsoren“ gewinnen, so natürlich auch meinen Trikot-Brust-Partner ABUS – ja auch aus Wetter-Volmarstein.

Das heißt, es gibt jetzt in Dortmund ein ganz inklusives Laufangebot und das auch regelmäßig?

So ist es geplant, wir haben zunächst den 1. Sonntag im November als Fixtermin genommen um Planungssicherheit für Organisation und TeilnehmerInnen zu gewährleisten. Ganz inklusiv ist in dem hügeligen Westfalenpark recht schwer umzusetzen, so habe ich mit einigen Rollifahrern im Adaptivbike, wie wir sie beim R(h)ein Inklusiv Lauf einsetzen die Runde abgefahren. Die doch heftigen Anstiege, die damit schnellen Abfahren auf nicht ganz so breiten Wegen und einige Schienenquerungen lassen einen gemeinsamen Lauf noch nicht zu – aber Probleme sind dazu da sie zu lösen, wir arbeiten daran. Aber schon bei der Premiere waren AthletenInnen aus vielen inklusiven Einrichtungen wie dem legendären AWO-Schultenhof mitten drin statt nur dabei und konnten mit ganz viel Freude die Runde finishen. Zur Premiere konnte ich als Co-Moderator unsere Dezernentin für Sport und Soziales, also auch der Inklusion in Dortmund Birgit Zörner als Mit-Schirmherrin zu einem Interview begrüßen. Als langjährige Spitzenhandballerin war sie vorab schon von der Idee und dann unmittelbar vor dem Startzeichen des 10-Km-Hauptlaufes begeistert von diesem neuen Angebot für Spitzensport mit der Kreismeisterschaft und dem inklusiven Breitensport. Beim Fest des Dortmunder Sports vor wenigen Tagen konnten wir in den Dortmunder Westfalenhallen nochmals ein wenig darüber philosophieren – so ist aus einer Idee mit Freunden beim Bier durch ganz viel Arbeit von klasse Menschen mit Erfahrung im Sport und in der Organisation ein echtes Highlight im vielfältigen Dortmunder Sport entstanden – eben gemeinsam stark- gemeinsam kreativ und erfolgreich.

Themenwechsel – gab es außerhalb des Sports in 2018 für Dich etwas besonders Schönes oder Interessantes?

Na Du stellst Fragen, sollte doch ein Sportrückblick sein (lacht). Im Mai durfte ich mit ganz vielen Freunden, Partnern, Förderern und Familie aus nah und fern meinen runden Geburtstag feiern – „Endlich 60“ – so lautete damals die Einladung. 2 großartige Feiern in einer nahezu perfekten Saisonpause im Mai – gerade frischer Deutscher Meister in Köln geworden um unmittelbar danach in der TSV Eintracht und einige Tage später in der Stehbierhalle der Dortmunder Bergmann Brauerei ordentlich Party zu machen. Unvergessliche Momente und eine tolle Spende der Gäste mit insgesamt 4060.- Euro für die Vor-Tour der Hoffnung – zu Gunsten krebskranker und hilfsbedürftiger Kinder.

Ja, erinnere mich, konnte damals aus gesundheitlichen Gründen Deiner Einladung nicht folgen. Ich merke schon, Langeweile kommt mit und bei Dir nicht auf – kann es denn sein, dass ich Dich letzte Woche übergroß von einem Plakat an der Bushaltestelle gesehen habe?

Langeweile lasse ich nicht aufkommen, wir nennen es im Sport aktive Regeneration – also auch mal wirklich nichts zu tun (lacht). Ja, es laufen momentan viele tolle Projekte, ganz richtig die Plakat und Ansichtskarten-Aktion „Generation Fahrrad“ des Verkehrsministeriums des Landes NRW. Auch hier ein tolles Netzwerk des Ministeriums, meines Partners ABUS Helme, der Firma Rose Bikes, der AGFS und Menschen im Alltag auf dem Rad – natürlich inklusiv auf meinem Paralympics Rio 2016 Dreirad – mit festem Sattel (lacht). Und Dortmund blickt ja auch schon 2018 ganz aktiv auf 2019 – neben der möglichen Meisterschaft des BVB ist der Deutsche Evangelische Kirchentag im Juni sicher DAS Thema für das kommende Jahr. Als bekennender Christ bin ich über die Gemeinde, das DEKT-Büro und über unseren Paralympics-Pfarrer Christian Bode bereits gut gebucht und mit Terminen bestückt – es werden nach vielen Kirchentagsbesuchen als „Gast“ für mich ganz besondere Tage Ende Juni – als Gläubiger, als Sportler, als politischer Mensch. Auch hier bitte save the date: 19.-23. Juni 2019 und mehr unter www.kirchentag.de

Da hast Du mit ja jetzt ein wenig die Fragen aus den Segeln genommen – Deine Ideen und Pläne für 2019?

An vorderster Stelle bete ich täglich für Frieden und Gesundheit – ohne diese beiden Elemente ist alles Denkbare schwer umsetzbar. Natürlich ist das Ziel meines ParaSportSupport-Teams im September bei der Paracycling Weltmeisterschaften erfolgreich abzuschneiden – mit dem aktuellen Doppelweltmeister Ryan Boyle scherze ich gerne, dass seine Aktionen und Bilder in den social medias für mich beste Motivation sind um das Regenbogentrikot wieder zurück zu erobern. Voll motiviert und sehr inspiriert bin ich bin bereits – eine tolle Strecke im niederländischen Emmen – mein Freund und internationaler UCI Verantwortlicher Simon Meijn hat beste Erfahrungen der letzten Jahre im Team mit seinem honorigen KNWU – dem Verband der Radsportler in den Niederlanden. Es wird ein sicher spannendes Jahr in vielen sportlichen Dingen, ab 1.1.2019 freue ich mich auf einen neuen Bundestrainer im Paracycling Team Germany, auf neue Entscheidungen, neue Herausforderungen und sicher auch ein neues Team um ihn herum – dies war für mich vor 3 Monaten noch nicht vorstellbar – aber die Wege der Menschen bringen immer wieder Überraschungen mit sich. Und ein ganz besonders Zuckerl hat mein Team auch schon für mich ausgedacht – nach der Saison 2019 zur Belohnung gemeinsam nach Tokyo – schon mal schnuppern und die paralympischen Strecken besichtigen und abfahren – wohl leider nicht im uns so vertrauten Peugeot Traveller – aber vor Überraschungen ist man ja auch in Asien nicht gefeit (lacht). Außerdem versuche ich die Dinge besser zu machen, die mir bislang nicht so gut gelungen sind, mein Zeitmanagement in Bezug auf schöne Momente gemeinsam mit Freunden und ehrlichen Partnern zu optimieren und weiterhin für Gerechtigkeit, Fairness, Gleichwertigkeit und Inklusion im Sport und darüber hinaus mich einzusetzen, soweit es mir möglich ist – mit Gottes Kraft.

HP – wir sind mit meinen Fragen durch – danke Dir für diese offenen Antworten – ich wünsche Dir einen guten Rutsch und freue mich auf die Zusammenarbeit und viele schöne gemeinsame Erlebnisse in 2019.

Danke liebe Marcia, die Antworten können nur so gut sein wie die Fragen. Ich wünsche Dir auch einen gesunden Jahreswechsel, drücke Dir für Deine Vorhaben ganz sehr die Daumen und freue mich wie Bolle auf 2019 mit Dir und Euch im BBW Volmarstein.