Hallo liebe HP Chronicle – Freunde.
Die wunderbare Resonanz und die vielen motivierenden Zuschriften, E-Mails, Telefonate, Whatsapp-Nachrichten und auch die gut gemeinten Zurufe einfach mal so auf der Straße haben Marcia Kemper und mich bewogen, jedes Quartal uns zu treffen, um die aktuellen Entwicklungen im Interview auszutauschen.
Ich freue mich darauf sehr, schon vorab einen herzlichen Dank an die Interviewerin Marcia, die es nicht immer leicht mit meinen Antworten hat. Ein ebenso herzlicher Dank an das geniale „bbw-web.de“ – Team im Berufsbildungswerk Volmarstein – gelebte Inklusion mit hohem Spaßfaktor.
Hier nun das Ergebnis unseres Frage-Antwort-Nachmittags im 1. Quartal 2019 – Marcia Kemper’s: „HP’s Quarterly“
Hallo Hans-Peter, „ich wünsche Dir einen guten Rutsch und freue mich auf die Zusammenarbeit und viele schöne gemeinsame Erlebnisse in 2019“ – das waren meine Worte kurz nach Weihnachten 2018 an Dich.
Kaum zu glauben – nun sind schon 3 Monate im Neuen um – wie geht es Dir?
Hallo liebe Marcia, ja, wirklich kaum zu glauben. Heute kann ich mit großer Freude antworten – es geht mir gut.
Aber bitte lass mich 2 Sätze vorweg sagen:
Ich freue mich riesig und von Herzen, dass es Dir wieder gut geht, dass wir heute hier im BBW Volmarstein zusammen sein und freudorientiert unsere „HP’s Quarterly“ – Premiere erarbeiten können.
Deine guten Ideen waren für mich schon in der Vorbereitung Motivation pur – bin sehr gespannt, wie Dein kreierter Titel angenommen wird (lacht).
Danke, ich freue mich auch sehr, dass wir uns hier wieder austauschen können, die tägliche Arbeit hier im BBW hat mir wirklich gefehlt.
Aber jetzt mal ehrlich; so richtig gut war doch Dein Start in Deine vorparalympische Saison 2019 nicht wirklich?
Ich dachte, ich dürfte bei unserem Interview gleich von heute an loslegen (lacht). Ok, ich bin noch nie so holprig in ein Sportjahr gekommen, das stimmt. Schon Ende 2018 spürte ich, dass etwas nicht stimmte.
Bei höheren Belastungen hatte ich Luftnot und ein zunehmender Druck unter dem rechten Auge irritierte mich – aber das Thema Männer und zum Arzt lassen wir jetzt.
Da kann ich dir gerade nicht folgen – komm lass raus!
Um es kurz zu machen, nach spannenden Wartezimmerbegegnungen bei Augen- und HNO-Ärzten in Dortmund und Köln entschieden wir uns sportlich – keine 6-monatige Cortinsonbehandlung sondern ein beherzter Schnitt im „Feuchtgebiet“ Kieferhöhle – regelmäßiges Absaugen, Spülen, Säubern und wie immer viel Geduld lassen mich heute wieder atmen wie neu geboren, jedenfalls gefühlt.
Aber wie bei allem eigen empfundenen Leid wurde mir in diesen Stunden des Wartens in Praxen und Ambulanzen wieder sehr bewusst, wie gut es mir im Grunde geht – ich habe im Stillen für Kinder und Mitwartende viel gebetet.
Und auf diesem Weg ein herzliches Vergelt’s Gott an die kompetenten Ärzte, Schwestern und Pfleger, Vorzimmerdamen und Organisierenden, die es mir ermöglicht haben, diesen unorthodoxen Weg zu gehen – ganz besonders an „meine“ Chefärztin beim Spitzenverband DBS, Frau Dr. Anja Hirschmüller, die im Hintergrund alle Fäden zu jeder Zeit perfekt gezogen hat – danke.
Dann lass uns nach diesen Erfahrungen doch gleich mal etwas Abschweifen vom Dreiradsport.
Das Thema Glaube ist für Dich und viele andere Menschen in Dortmund aktuell auch im Zentrum der Gedanken – kannst Du dies etwas erläutern?
Liebe Marcia, ich wünsche mir natürlich, dass der Glaube immer und nicht nur in Dortmund im Mittelpunkt der Menschen steht – wie auch immer.
Aber Du zielst natürlich auf DAS Ereignis in unserer Stadt ab, was in der Bibel in 2. Könige 18,19 schon so erwähnt wird: „Was für ein Vertrauen“. Dies ist das Motto des 37. Deutschen Evangelischen Kirchentages – neudeutsch #kirchentag – der schon jetzt unglaublich inspiriert, vom 19.-23.06 aber ganz sicher die Stadt Dortmund und die Herzen der Menschen weltweit bewegt – völlig unabhängig davon, an wen oder was sie glauben.
Präsident Hans Leyendecker und sein motiviertes Team beweisen nahezu täglich, dass das von mir gerne gebrauchte Wortspiel „gemeinsam stark-gemeinsam erfolgreich“ auch hier passt – in der Sportstadt Dortmund wird daraus dann schnell mal „you’ll never walk alone“ #wasfuereinvertrauen – ich freue mich total darauf., die im Hintergrund alle Fäden zu jeder Zeit perfekt gezogen hat – danke.
Bist Du bei Deinem vollen Kalender überhaupt in Dortmund?
Gutes Thema, auch hier hat der liebe Gott ein großes Herz bewiesen für mich als Radsportler mit Behinderungen. Beinahe hätte ich mich zwischen der Paracycling Deutschen Straßenmeisterschaft in Elzach und Dortmund entscheiden müssen.
Aber urplötzlich und ganz ohne mein Zutun wurde der DM-Termin auf den 6.-7.07 verschoben – Gott sei Dank.
Bist Du dann die Tage auf dem Dreirad durch Dortmund unterwegs oder wie darf ich mir deine Teilhabe vorstellen?
Eigentlich sind wir doch im „HP’s Quarterly“ der ersten 3 Monate des Jahres unterwegs, aber ein wenig darf ich schon verraten.
Mit großer Vorfreude bin ich bereits für einige Aktivitäten angefragt – als Sportinklusionsbotschafter natürlich zu Themen rund um Sport, Glaube, Gleichwertigkeit.
Erstmals gibt es auf einem Kirchentag ein eigenes Zentrum Sport – verantwortet durch Frau Dr. h.c. Annette Kurschus, und Ihrem Präses-Team der evangelischen Kirche von Westfalen.Ich wusste es ja schon immer (lacht) – Dortmund ist Sportmund – vielfältiger Sport gehört zu Dortmund, er gehört nach Westfalen und in „mein“ Revier.
Wow, das ist echt cool, Kirche und Sport – sicher viele interessante, vielleicht auch gegensätzliche und kritische Themen?
Ich finde, Sport ist als Breiten-wie auch im Spitzensport eine der großen gesellschaftlichen Bindekräfte, wohl die größte Teilhabeplattform unserer Zeit. Gerade auch in Bezug auf die Gleichwertigkeitsbemühungen, auf die Fragen zu Fairplay. Teamgeist, Miteinander.
Für mich hinweg über alle Religionen und Glaubensrichtungen sind DIE Kirchen mit ihren Angeboten der offenen Arme, Ohren, unterschiedlicher Mechanismen die Chance gegen die sich immer mehr ausbreitenden Phänomene von Hass, Selbstverliebtheit, Egoismus, Eigennützigkeit, Egozentrik – Sport und Kirche ergänzen sich da wunderbar.
Du siehst – jede Menge Diskussionsstoff – und dabei habe ich die Kraft der Integration durch Glaube und Sport noch gar nicht erwähnt.
Als geborener Allgäuer und gelebter Dortmunder freue ich mich schon auf ein ganz besonderes Schmankerl – gemeinsam zu den erwähnten Themen mit Olympiasiegerin und Weltmeisterin Magdalena Neuner mitten in Sportmund – was für ein Vertrauen!
Das finde ich auch klasse, eine wirklich tolle Sportlerin und jetzt auch schon Mutter – die hat sicher was zu sagen! Zurück zum Dreiradsport – wie hast Du die Zeit im „Genesungszustand“ verbracht – was gibt es Neues?
Gutes Thema – neues Thema – nein.
Letzten Donnerstag wurde in den Dortmunder Ruhr Nachrichten ein sehr interessantes Interview veröffentlicht. Die Überschrift lautet „Ich werde mich nicht belügen“ – da hat die Sportjournalistin Petra Nachtigäller den Nagel auf den Kopf getroffen.Die Zeit des Grundlagentrainings und der intensiven Krafteinheiten bei High-Class Fitness kann ich nicht zurückholen – mir fehlen definitiv 6 Wochen strukturiertes Radsporttraining.
Mein Erfolgsteam um Trainer Robert Pawlowsky hat mir in dieser Zeit etwas ganz Wichtiges gegeben – Zutrauen und Gelassenheit.
Gemeinsam haben wir die aufkeimenden Störenfriede wie Angst, Stress, Ungeduld bearbeitet – Mentaltrainerin Grit Moschke hat speziell auf mich zugeschnittene Entspannungsprogramme mit mir umgesetzt, in Kooperation mit den Olympiastützpunkten Rheinland und Westfalen durfte ich die heilende Urkraft in Form von Yoga für Radsportler erfahren – Barbara Plaza ging dabei insbesondere auf die neue Atmung nach den OP’s ein. Heute darf ich Dir verraten – ich habe mich verliebt – die täglichen Positionsabfolgen der Yogaübungen mit den gezielten Atemübungen möchte ich nicht mehr missen.
Und natürlich durfte ich schon sehr bald nach den Klinikumaufenthalten auf meiner geliebten Dreiradrolle kontrolliert im Sattel sitzend pedalieren – mit Bernd Schmelzer oder Karsten Migels vor mir im TV ist das fast wie auf Malle – dazu die aufbauenden Worte meines Teams und so vieler Schreiber, Anrufer und Unterhalter – meist mit dem Tenor „der Espresso in Italien wird dir rechtzeitig vor dem Weltcup die Berge versetzen oder manchmal helfen die ungewollten Pausen zum schönsten Erfolg“.
Also bist Du doch im Grunde fit wie ein Turnschuh?
Selbst bei bestem Optimismus – nein – die 6 Wochen Rückstand sind leider Fakt!
Aber da nehme ich Deinem „HP’s Quarterly“ Q2 schon etwas vorweg – den gesamten April und bis Mitte Mai wird in bella italia konzentriert und sehr, sehr strukturiert gearbeitet – die Langzeitpläne sind seit Montag besprochen, direkt nach der positiven Nachricht meiner HNO-Ärztin wieder voll belasten zu dürfen.
Dank meiner Parasportsupport-Heldin Ulrike und unseres großartigen Mobilitätspartners Autohaus Pflanz am Phönixsee werden wir 8 Rennen an 4 verschiedenen Orten mit trainingsintensiven Tagen verbinden um am 10. & 12.05 so optimal wie möglich am ersten Qualifikations-Weltcup in Corridonia teilnehmen zu können. Mehr dazu dann gerne in Q2!
Aber ein Thema möchte ich in diesem Zusammenhang „Vertrauen“ noch ansprechen, verbunden mit der Hoffnung, dass es ein Erfolgsthema wird.
Seit dem 1.01.2019 ist Tobias Bachsteffel neuer Cheftrainer des Paracycling Teams Germany, also der Nationalmannschaft Radsport für Menschen mit Behinderungen. Ohne uns persönlich zu kennen gab er mir direkt von Anfang via Telefon und E-Mail das wunderbare Gefühl des Zutrauens – meinem Parasportsupport-Team und mir!
Wenige Worte von ihm halfen mir in unsicherem Gewässer – was für ein Vertrauen – danke Tobias.
Du sprichst im Moment viel von Dir und Deiner Fitness – gab es in Sachen rund ums Dreirad auch Veränderungen?
Du kennst mich ja schon recht gut – ich bin ja ein Mensch, der gerne nachhaltig denkt – gerne treu und möglichst erfolgreich mit den Partnern und Förderern zusammen arbeitet. Daher an dieser Stelle einen herzlichen Dank an nun Alt-Bundestrainer Patrick Kromer und den mit ihm scheidenden Teil seines Erfolgsteams.
Es waren für mich immer unvergessliche Erlebnisse in London, Rio, Reute …..gute wie weniger Gute – aber immer gemeinsam durchlebt – wir bleiben gerne in Kontakt – der Freundschaft wegen!!!
Aber der Spruch stimmt natürlich auch „Stillstand ist Rückschritt“.
So bin ich begeistert, dass ich am Fortschritt und der Innovation meiner Begleiter im Sport aktiv teilhaben darf.
Als Markenbotschafter durfte ich die Weiterentwicklung des wohl schönsten Radsporthelms der Welt hautnah in Wetter begleiten – der GameChanger hat eine komplett neue Herangehensweise und Denke im Radsport angeschoben – ABUS ist vom Weltmarktführer in Sachen Schlösser und Sicherheitsanlagen nun auch in der Worldtour-Liga des Radsports führend – eine große Ehre für mich zur ABUS-family zu gehören – ja gleich um die Ecke bei Dir und dem BBV Volmarstein.
Ja, ein tolles Familienunternehmen, wir machen gemeinsam auch jede Menge Aktivitäten im Sport und auch im beruflichen Austausch.
Konntest Du denn ohne die Trainingslagertage auf Mallorca Dein Dreirad und das Material schon ordentlich testen?
Es gab ja in den letzten 90 Tagen nicht nur Tage mit ödem Rollentraining.
Direkt zum Jahresanfang durfte ich 10 wunderbare Tage mit reduziertem Training in den Vereinigten Arabischen Emiraten erleben. Die internationale Paracycling Faszination machte es möglich.
In 2017 lernten der MC2 Radsportler (Oberschenkelamputation nach Verkehrsunfall) Ahmad Al Mutaiwei und ich uns bei einigen gemeinsamen Paracycling Rennen kennen – freundeten uns an.
Anfang 2018 entschieden wir uns, dem Ziel Qualifikation für die kommenden Paralympics in Tokio 2020 gemeinsam entgegen zu radeln – gesagt getan – wir bildeten eine Trainingsgemeinschaft und helfen uns seitdem gegenseitig mit Infos, Motivation, Unterstützung und mehr.
Im besten Sinne unseres ParaSportSupport-Teams – gemeinsam stark – gemeinsam erfolgreich sind wir nun on the road to Tokyo.
So konnte ich im Januar 2019 perfekt einige Komponenten auf den wohl besten Radwegen der Welt testen – #Meraas – das Paradies für Radsportler mit und ohne Behinderungen.
Ohne zu viel zu verraten – beste Ergebnisse für unseren langjährigen DBS-Reifen-und Schlauch-Partner Schwalbe – pannenfrei und mit höchster Abroll-Performance auch in der Wüste und in den Bergen der Emirate.
Unglaublich – Du hast also in der Wüste trainiert? Man sieht Dir gerade die Freude förmlich an – sind ja auch wirklich tolle Bilder von Ahmad und Dir – Radsport verbindet ja wirklich.
Danke – und ein Leckerli durfte ich mit Ahmad auch erstmals testen – die echt geilen CeramicSpeed Komponenten – im Detail sicher zu viel für hier – hochpräzise Kohlenstofftechnik in Verbindung mit bestem Aluminium – das Herzstück aus patentiertem CeramicSpeed – so fahre ich nun mit meinen 60 Jahren das definitiv effektivste Antriebssystem der Welt – viel mehr als ein Männertraum (lacht).
Aber soviel noch zu Dubai und den VAE – es war viel mehr als die Aneinanderkettung von 10 Tagen im Ausland.
Die Tugenden, die Ulrike und mir auch so wichtig sind im Leben wurden uns dort täglich geboten – Familie, Zusammenhalt, Respekt, Interesse für das Gegenüber, Lust am Leben, Freude – Freundschaft im besten Sinne – mit Ahmads Familie und den Menschen in seinem sportlichen und beruflichen Umfeld.
Sicher mehr an anderer Stelle.
Mal ne Frage „off record“ – wo holst Du eigentlich Deine Energie ab – hast Du ’ne Tankstelle zu Hause?
Liebe Marcia, diese Frage möchte ich gerne den Menschen weiterleiten, die mich zu dem inspirieren, was ich tue.
Ich empfinde es zu keiner Zeit als Anstrengung, als Belastung oder gar Druck – was ich tue tue ich mit Leidenschaft und Herzblut – im Sport für Menschen mit Behinderungen – im Alltag für mehr Inklusion und Gleichwertigkeit – im Leben als Partner, Vater und Freund – der Energiehaushalt wird durch glückliche Augen, motivierende Worte und gemeinsame Erfolge mehr als ausgeglichen.
Wenn ich dazu noch als Botschafter oder Schirmherr andere Menschen mit nehmen kann in bestimmte Projekte wirkt es bei mir wie ein Jungbrunnen.
Natürlich weiß ich, dass Zeit und Energie begrenzt wird – aber mal ehrlich – unter uns – kann es schönere Aufgaben geben als Sportbotschafter der Kinderaugenkrebsstiftung KAKS, als Pate der Radtour „Inklusion braucht Aktion“ oder hier in Sportmund Schirmherr des inklusiven Westfalenparkslaufes berufen zu sein – da darf ich nochmals an 2. Könige 18,19 erinnern „Was für ein Vertrauen“ – mir bleibt nur der Dank und meine Energie.